Deshalb nehme ich an einer Weiterbildung teil ... ... zur Betreuungsassistentin Demenz nach §87b SGB XI
Vor dieser Weiterbildung war ich 11 Monate zu Hause. Krankenstand und arbeitslos.
Natuerlich wird man als Krankenschwester nie arbeitslos. Aber mit einem Attest, dass man nur noch leichte Taetigkeiten durchfuehren darf, ist es nicht einfach etwas zu bekommen.
Der Beruf der Betreuungsassistentin wurde mir von meinem Integrationsberater der Agentur fuer Arbeit vorgeschlagen. Was ich auch dankbar annahm, da die Perspektive fuer mich so gut wie aussichtslos war.
Was mach ich als Betreuungsassistentin? Hier mal eine kleine Aufstellung der Taetigkeiten:
- Malen und Basteln/Gestalten
- handwerkliche Arbeiten und leichte Gartenarbeiten
- Haustiere füttern und pflegen
- Kochen und Backen
- Anfertigen von Erinnerungsalben oder -ordnern
- Musik hören, musizieren, singen
- Brett- und Kartenspiele
- Spaziergänge und Ausflüge
- Bewegungsübungen und Tanzen in der Gruppe
- Besuch von kulturellen Veranstaltungen, Sportveranstaltungen, Gottesdiensten und Friedhöfen
- Lesen und Vorlesen
- Fotoalben anschauen
Bei schwerstpflegebeduerftigen immobilen Patienten bzw. Heimbewohnern:
- visuelle Anregung durch Snoezelen und anregende Umfeldgestaltung (Mobiles etc.)
- akustische Anregung durch Musik, Naturgeräusche, Vorsingen oder Vorlesen
- olfaktorische Anregung durch Geruchsangebote (Essensdüfte, Blumen, Parfum etc.)
- taktil-haptische Anregung durch Berührung (Eincremen der Hände und Arme, Fühlen lassen unterschiedlicher Gegenstände etc.)
- gustatorische Anregung durch Geschmacksangebote (bei Sondenernährung nur in Rücksprache mit einer Pflegefachkraft wegen der Gefahr des Verschluckens!)
Die ersten vier Wochen der Ausbildung bestanden aus Theorie. Das Naeherbringen der Demenz, was diese bedeutet, der Umgang sowie das Erueben der Taetigkeiten im Unterricht.
Nach diesen 4 Wochen ging es in das Praktikum, welches 3,5 Wochen dauert.
Dann folgen noch einmal 2,5 Wochen Theorie mit abschliessender Pruefung im schriftlichen Teil - Multiple Choice - und einer muendlichen Pruefung.
In dem Pflegeheim, in dem ich mein Praktikum mache, versorge ich von leicht hilfebeduerftigen Bewohnern bis hin zu vollpflegebeduertigen Bewohnern alles.
D.h. ich begleite Bewohner zur Sitzgymnastik, die noch zu Fuss gut unterwegs sind ...
... als dass ich auch hochdemenzkranke Bewohner versorge, die sich weder durch Gesten noch durch Mimik verstaendlich machen koennen, in ihrem Bett.
Wer sich diese Taetigkeit einfach vorstellt ... nunja ... sie mag koerperlich leichter sein, als das taegliche Waschen, anziehen, drehen zwecks Prophylaxe Dekubitas usw, Inkontinenzversorgung ... da ist es auch leichter. Denn mit diesen Taetigkeiten hat die Betreuungskraft - sprich ich - nichts mehr zu tun.
Die seelische Belastung ist jedoch um ein groesseres hoeher als wenn ich einen Patienten koerperlich versorge. Ich komme dem Mensch einfach viel naeher, habe einen viel intimeren Bezug zu ihm als in der Behandlungspflege.
Mag sich seltsam anhoeren wenn man bedenkt, dass ich als Krankenschwester Patienten in der intimsten Zone gewaschen hab. ABER diese Pflege geht ins Innere des Menschen, man beruehrt die seelische Intimzone.
Da sich diese Ausbildung nur ueber einen kurzen Zeitraum von bis zu 3-4 Monaten erstreckt, ist die Bezahlung auch dementsprechend gering, d.h. es liegt in etwa bei dem Mindeststundenlohn von 8,50 Euro. Und Einrichtungen stellen in der Regel keine Betreuungskraft auf Vollzeit ein, nur auf ca 20 Stunden. Da kann man sich ausrechnen, was am Ende des Monats dabei herauskommt an Lohn/Gehalt.
Ich bin jedoch froh, dass ich zur Zeit diese Moeglichkeit habe, weiterhin mit Patienten, Bewohnern bzw. Gaesten (je nachdem um was fuer eine Einrichtung es sich handelt: Krankenhaus, Pflegeheim oder Tagesklinik) arbeiten zu koennen.
Ich bin einfach kein Mensch, der sich 8 Stunden hinter dem Bildschirm seines PC verkriechen kann. Privat ja, das ist dann auch etwas anderes ... aber nicht beruflich.
Dies war ein kurzer Einblick in meine derzeitige Taetigkeit, meinen Gemuetszustand ...
... trotz meiner Liebe zu meinen Menschen bin ich jeden Tag dankbar, wenn ich in den Feierabend kann ...
... und meinen versteiften und schmerzhaften Koerper hinlegen darf!
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